Ausschnitt aus dem Interview von Eva Mell, NZZ vom 20. Juli 2024
Aggression und Ärger können bei Männern Anzeichen für eine Depression sein. Der Psychologe Andreas Walther erklärt, weshalb Männer oft selbst nicht merken, was mit ihnen los ist – und wie er ihnen hilft.
Männer suchen bei psychischen Problemen seltener professionelle Hilfe als Frauen.
Herr Walther, Sie sagen immer wieder, mehr Männer sollten eine Psychotherapie in Anspruch nehmen. Warum denn?
Wir wissen aus zahlreichen Studien, dass Männer und Frauen psychisch gleichermassen belastet sind. Aber bei Frauen wird eine Depression doppelt so häufig diagnostiziert. Der Grund: Männer suchen seltener Unterstützung bei psychischen Leiden. Das sollte sich ändern. Männer sollen verstehen, dass sie Anspruch auf Unterstützung haben und dass es gute Angebote für sie gibt.
Wieso ist Ihnen das so wichtig?
Mehr Männer als Frauen sind alkoholabhängig. Wenn es ihnen nicht gutgeht, ist oft der Reflex von Freunden: «Ach komm, gehen wir einen trinken.» Solch ein Umgang mit Problemen kann sich verselbständigen und in eine Abhängigkeit führen. Zudem sterben weltweit dreimal so viele Männer durch Suizid wie Frauen. Sowohl für Substanzkonsumstörungen als auch für Suizide sind Depressionen der Hauptrisikofaktor.
Warum ist das so?
Männer haben in der Regel weniger emotional tragfähige Beziehungen als Frauen. Ich will ihnen deshalb vermitteln: Sprechen Sie früher über das, was Sie belastet. Und auch Angehörige sollten ihren Partner, Vater, Sohn oder Bruder auf mögliche Probleme ansprechen. Denn viele Männer zögern lange damit, sich jemandem mit ihren Problemen anzuvertrauen. Viele versuchen, ihre Probleme ganz allein zu lösen. Im schlimmsten Fall sehen sie irgendwann keinen anderen Weg mehr als den Suizid.
Das ganzes Interview lest ihr unter Psychische Gesundheit bei Männern: Wie sie Depressionen anders erleben (nzz.ch)
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